Paddeln um Korsika 2014
mit Klepper Langeiner
© Bilder und Text Klaus Goerschel
Teilstrecke 1
Cap Corse, Ostküste – Solenzara
8 Paddeltage, 136 km
Vortag
Nachdem ich schon einige Tage im Norden Korsikas verbracht hatte, entschloss ich mich, die Paddeltour um Korsika mit meinem Klepper Langeiner in Macinaggio zu beginnen. Um Form aufzubauen und mich mit dem Meer und den Windverhältnissen von Korsika anzufreunden, erschien es mir sinnvoll, erst an der Ostküste nach Süden entlang zu paddeln. An einem schönen Sonnentag schaute ich mir die Küste um Macinaggio genauer an. Der wunderschöne Küstenwanderweg "Sentier des Douaniers" war genau richtig, um Ausschau nach einem geeigneten Strand zu halten. In der Nähe des Parkplatzes Tamarone in der Bucht nördlich von Macinaggio wurde ich fündig.
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1. Paddeltag 16 km
Samstag 3.5. Macinaggio - Plage Pietracorbarau Heute sollte das Abenteuer „Paddeln um Korsika“ endlich beginnen. Mir war so unwirklich zumute, dass ich mechanisch nur tat, was ich gestern geplant hatte, aber sorgsam darauf bedacht, keinen Fehler zu machen. „Also jetzt stehst du auf, packst das Zelt und die Schlafsachen, frühstückst kurz und fährst nach Macinaggio.“
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2. Paddeltag 20 km
Sonntag 4.5 Plage Pietra Corbara – Camping Les Sables Rouge Ruhige Nacht unter dem Pavillion und gut geschlafen. Stehe schon gegen 7 Uhr auf. Erstaunlicherweise ist es windstill aber am Strand rollt eine riesige Brandung von Osten heran. Ich bringe das Boot zum Meer kann aber nicht einsetzen und muss warten. Frühstücke in aller Ruhe. Gegen Mittag kommt die Sonne durch und die Brandung lässt nach. Endlich 13. 00 Uhr lege ich am Pietra Strand ab.
Dann geht es 16.30 Uhr weiter nach Bastia. Gegend Abend wird die See ganz ruhig. Ich kann locker am großen Hafen von Bastia vorbei paddeln.
In der Abenddämmerung setze ich mich an den Strand und genieße ich die Ruhe des Meeres und den Blick auf Bastia. |
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3. Paddeltag 18 km
Montag 5.5 Camping Les Sables Rouge – Strand Pineto Süd Schon bald liegt der Campingplatz im goldenen Morgenlicht.
Eine junge Frau kommt vorbei und schaut sich mein Kajak genauer an. Dann fragt sie, woher ich komme und wohin ich wolle. Da bin ich schon in Verlegenheit, denn bis jetzt habe ich noch keine konkrete Vorstellung wieweit die Reise gehen soll. Nach Süden, wenn es geht bis Bonifacio, mehr kann ich noch nicht sagen und wenn ich auf die blaue See sehe und den langen Sandstrand, dann wünsche ich mir im Augenblick nur einfach weiter zu paddeln. Natürlich wäre es ein Traum Korsika zu umpaddeln, aber ob diese Idee zu verwirklichen ist, konnte ich jetzt beim besten Willen nicht sagen.
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4. Paddeltag 7 km
Dienstag 6.5. Pineto Süd – Marina di Sorbo, Euro Beach Camping Als ich 6.30 aufstand schaue ich aus dem Zelt zum Boot hinunter und bekomme einen leichten Schrecken. Ein Angler hat sich neben meinem Boot breit gemacht und in unmittelbarer nähe 4 Angeln in den Sand gesteckt, sodass ich das Gefühl habe, mein Boot störe ihn beim Aufbau der Angeln. Als er mich sieht, winkt er mir freundlich zu und ich bin erleichtert, denn ich weiß, dass "Camping Sauvage" in Korsika nicht gern gesehen wird. Natürlich gibt es für den Notfall Ausnahmen. Nach einem ausgiebigen Frühstück schleppe ich erst gegen 10 Uhr meine Packsäcke zum Boot hinunter. Als alles in Reih und Glied aufgereiht ist, fragt mich der Angler, ob dieses viele „materiaux“ ins Boot passen würde. Ja, natürlich. Aber ich muss zugeben, nur mit großer Mühe und Stopferei. Zuletzt schenke ich ihm eine große Plane, die er auch gerne annimmt. Immer wieder mache ich die gleiche Erfahrung, ich nehme zu viel mit. Leider ist nun auch ein Wind aus Südsüdost aufgekommen mit geschätzten 3 Windstärken. Ich muss mich gut ins Zeug legen, um einigermaßen vorwärts zu kommen.
Noch ahne ich nicht, dass wir uns noch öfter begegnen werden. |
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1 Ruhetag
Mittwoch 7.5. Euro Beach Camping
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5. Paddeltag 20 km
Donnerstag 8.5. Euro Beach Camping – Port de Campoloro, Camp Padulone
Komisch das bekommt die Campingwirtin sofort mit und fordert mich auf, in ihr Fahrzeug zu steigen, um mir die Rezeption und die Sanitären Anlagen zu zeigen. Wir sind mindesten noch 2 km landeinwärts gefahren bis zu den Toiletten und Duschen. In der Rezeption geht es drunter und drüber. Als ich des Wartens müde bin und gehen wollte, nimmt mir die Dame schmucklos 5 Euro ab und sagt das wäre gut so. Eine Hilfskraft karrt mich mit einem Fahrzeug zum Zelt zurück, das ich sonst wohl nie wieder gefunden hätte.
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6. Paddeltag 22 km
Freitag 9.5. Camp Padulone – Tour de Diane Bin schon 6 Uhr morgens auf den Beinen und will Zelt und sonstige Schlafausrüstung möglichst unbemerkt zum Strand tragen. Aber weit gefehlt. Einer aus dem Wohnmobil schien richtig auf mich gewartet zu haben. Wie sich nachträglich heraustellt, hatte er eine Kamera bei sich und wollte meinen Start in die See auf jeden Fall filmen. „ So was sieht man ja nicht alle Tage“, erklärt er im sächsischen Tonfall. Sie lassen sich auch nicht das kleinste Detail entgehen. Einzig eine junge Reiterin, die mit ihren Pferden nahe am Ufer durch das Meer watet, zieht für einen Moment die Aufmerksamkeit auf sich.
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7. Paddeltag 22 km
Samstag 10.5. Tour de Diane – Marina d´Erba Rossa a Ghisonaccia Als ich 6 Uhr morgens aufwache, herrscht eine gespenstische Stille um mich herum. Kein Wind, der an meinem Zelt rüttelt, keine Brandung, die die ganze Nacht gegen die Küste anrollt, kein Angler, der im Morgengrauen seine Angeln in den Sand gepflanzt hat. Der Strand ist bis zum Genueserturm menschenleer.
Der Strand ist menschenleer, soweit das Auge reicht. Ein wenig getrunken, ein wenig geknabbert und 12 Uhr wieder aufgebrochen.
Spät am Abend komme ich noch mit Simon und Silvie ins Gespräch. Die beiden laden mich noch zu einem korsischen Muscat- Wein ein. Sie kommen aus Kempten und Silvia erzählt, dass sie auch schon mal gepaddelt hat. Dass ich vor habe, wenn möglich, um Korsika herum zu paddeln, finden sie ganz beachtlich. Nächstes Jahr kommen sie in den Ruhestand und dann werden sie sich auch mal eine größere Tour überlegen. Darauf freuen sie sich schon. Die Nacht ist lau und so unterhalten wir fast bis Mitternacht über Reisen, Campingmobile und Paddelboote. Angefüllt mit Träumen verabschieden wir uns und jeder huscht in seine Behausung. |
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8. Paddeltag 11 km
Sonntag 11.5. Marina d´Erba Rossa – Picknick am Travo, Flugplatz Solenzara Es war eine ruhige Nacht. An diesem Sonntag liegt die Campingsiedlung Erba Rossa morgens 7 Uhr noch in tiefem Schlaf. Bis 9 Uhr habe ich alle Packsäcke an den Strand gebracht und beginne, sie im Boot zu verstauen. Da kommt Simon und ladet mich zum Frühstück ein. Ich habe noch nichts gegessen und komme der netten Geste natürlich gerne nach.
Der Himmel ist leicht bedeckt, es ist windstill und schwül warm. Ich nutze die glatte See und paddele, um gut voran zu kommen, gleich auf das Kap von Solenzara zu. Das Wetter gefällt mir gar nicht. Ein riesiger Wolkentrichter hängt dunkel über der See. Das sieht nach Gewitter aus. Also muss ich vor der Sturmfront auf der Hut zu sein. Auch in den Bergen wabern Wolken um die Gipfel.
Gegen 14 Uhr paddle ich auf die Küste vor dem Travo zu, um mir eine Pause zu gönnen und die weitere Wetterentwicklung zu beobachten. Als ich mich dem Strand auf Sichtweite nähere, sehe ich in der Ferne jemandem wild winken. Ich gehe an Land und erkenne zu meinem größten Erstaunen, dass es Evi und Hans Peter sind. Na, Überraschung und Freude hätten nicht größer sein können. Es ist unglaublich, wie der Zufall hier spielt. Wir setzen uns zusammen und Hans Peter zeigt mir auf seinem iPad einen Film, wie ich gerade auf bewegter See paddele. Ich bin gerührt. Evi bereitet eine Suppe zum Abendbrot. Gott sei Dank bleibt der Regen aus und so unterhalten wir uns mal wieder angeregt bis in die Nacht hinein. |
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Umpaddeln Korsika Teil 2 |
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